DIY Smart Home

Vendor-Lock-In, App-Wirrwarr und Datenkraken

„Smart Home“ wird zunehmend beliebter. Die kommerziellen Systeme haben allerdings grundsätzlich mehrere Probleme: Abhängigkeit vom Anbieter, Online-Zwang (keine Funktion ohne aktive Internetanbindung), Zwang zur Nutzung der Apps des jeweiligen Herstellers und, insbesondere in Kombination mit Systemen der großen Cloud-Anbieter, auch ein drastischer Mangel an Privatsphäre. Dies alles kann einem die Vorteile der smarten Systeme schnell zunichte machen.

Selber Hosten macht glücklich

Aus diesem Grund setzen wir auf die Plattform „Home Assistant“. Diese kann angemietet werden oder, so wie wir es auch in unserem Space umsetzen, komplett selbst betrieben werden. Damit sind schonmal die Privatsphäreprobleme deutlich geringer, denn es besteht keine Notwendigkeit, unsere (Sensor-)Daten an einen externen Anbieter weiterzugeben. Home Assistant ist mit sehr vielen Herstellern kompatibel und macht es überflüssig, mehrere Apps zu verwenden, wenn man sich nicht auf einen festlegen möchte. Es ist möglich, verschiedenste Smart-Geräte miteinander interagieren zu lassen. So lassen sich beispielsweise bei diversen Ereignissen, wie etwa Waschmaschine ist fertig oder Gefrierfach wird zu warm, Informationen an IoT-Lautsprecher oder Smartphones senden. Man hat es also leichter, den Überblick zu behalten und problematische Situationen zu erfassen.

Das Dashboard

Auf dem Dashboard der eigenen Home-Assistant Web-Oberfläche bekommt man einen Überblick über die Datenlage, die einem die Smart-Geräte, die man so verbaut hat, liefern. Ein unerwartet hoher Stromverbrauch könnte zum Beispiel darauf hinweisen, dass man vergessen hat, seinen Ofen auszuschalten. Wir nutzen unter anderem smarte Steckdosen und einen Funkschalter, um mit einem Knopfdruck alles, was wir überlicherweise so brauchen, einzuschalten oder betriebsbereit zu machen. Und wenn wir fertig mit unserem Treffen sind, schalten wir alles ebenso einfach wieder aus und können uns sicher sein, dass nicht versehentlich der Lötkolben unbeaufsichtigt vor sich hin schmort. Die Temperaturüberwachung unseres Gefrierfachs hat schon diverse Portionen Eis vor der Lebensmitteluntauglichkeit bewahrt. Da die meisten Sensoren batteriebetrieben sind oder im Fall eines Stromausfalls ebenfalls eine Warnung definiert werden kann, ist es auch kein großes Problem mehr für uns, wenn mal der falsche Stecker gezogen oder die falsche Sicherung ausgeknipst wird. Quasi selbstverständlich sind die Überwachung von Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit. Die Gefahr von Schäden durch Frost oder Schimmelbefall ist deutlich reduziert, da wir diese Werte auch erfassen können, während keiner von uns persönlich anwesend ist. Denkbare Erweiterungen wären für uns unter anderem Überwachung der Fenster. Damit würde auffallen, wenn vergessen wurde, eines zu schließen, bevor der Space verlassen wurde.

WLAN VS Zigbee

Es haben sich zwei Funkstandards für smarte Geräte auf dem Markt durchgesetzt: WLAN und Zigbee. WLAN ist eher bei günstigeren Geräten zu finden. Meist in Kombination mit MQTT, kann man auf die quasi überall vorhandene Netzwerkinfrastruktur zurückgreifen (einen WLAN-Router hat heute ja quasi jeder, manch einer noch zusätzlich mehrere Access-Points). Doch Smart-Geräte versucht man grundsätzlich mit extrem wenig Energie zu betreiben. Anstelle von täglich nachzuladenden Li-Akkus hat man Knopfzellen, die man gerne über mehrere Jahre hinweg nutzt, bevor ein Wechsel fällig ist. Und an diesem Punkt hat WLAN seine Nachteile. Der Energieverbrauch ist im Gegensatz zu Zigbee erheblich höher und die hohe Datenrate von WLAN ist gar nicht nötig. Außerdem fungieren die meisten Zigbee-Geräte auch als eine Art Repeater, sodass quasi automatisch eine ausreichende Netzabdeckung entsteht, auch wenn man ein größeres Gebäude austattet oder ein paar smarte Geräte außen anbringt. Nur ein zentrales Gerät (sog. Coordinator) wird benötigt. Diese gibt es unter anderem in Form eines USB-Stick oder als Boxen mit WLAN oder LAN-Anschluss. Sollte das Funknetz Reichweitenprobleme zeigen, können Zigbee Router (manchmal auch Repeater oder Range-Extender genannt) Abhilfe schaffen. Mit geschickter Platzierung können diese das Funknetz erheblich vergrößern. Für unsere Zwecke war dies bisher nicht nötig.

Fazit

Home Assistant ist eine tolle Plattform, um mit Smart-Home Geräten das ideale Nutzungserlebnis zu bekommen. Der Einrichtungsaufwand mag etwas höher sein, aber alle Geräte in einem System integriert zu haben lohnt sich! Unser vergleichsweise kleines Netzwerk bereichert unseren Space-Alltag und wir wollen es nicht mehr missen.